Yoga bei Hitze â geht das ĂŒberhaupt?
In diesem Artikel nehme ich dich mit durch die Doâs & Donâts fĂŒr Yoga an heiĂen Tagen, erklĂ€re, warum wir nicht einfach âHot Yoga drauĂenâ machen, und zeige dir meinen 60-Minuten-Flow, der dich erfrischt statt auspowert.
Am Ende wartet eine kĂŒhlende Meditation, die sich anfĂŒhlt wie eine Sommerbrise von innen.
Also: Matte ausrollen, Wasser bereitstellen und den Sommer genieĂen â ohne Hitzestress, dafĂŒr mit jeder Menge Leichtigkeit. đ§đ§ââïžâïž
Was dich erwartet
Wenn es heiĂ wird - weniger ist mehr
Der Wetterbericht hatâs mal wieder drauf: 37 Grad und kein Wölkchen in Sicht. Ich frage mich kurz, ob ich gerade im Sommerhit von 2007 gelandet bin â du weiĂt schon, â36 Grad und es wird noch heiĂerâ â oder ob ich versehentlich in eine Hot-Yoga-Class teleportiert wurde, ohne dass ichâs mitbekommen hab.
Spoiler: weder noch.
WĂ€hrend sich der Rest der Bevölkerung zwischen Eisschrank, Planschbecken und Ventilator verteilt, schlĂŒpfe ich in meine Yoga-Klamotten, schnappe mir die Matte und radle tapfer zur abendlichen Yogastunde. 18 Uhr, die Luft steht, die MĂŒcken feiern ihr vorabendliches Festival â beste Voraussetzungen, oder? đ
Und trotzdem: Ich freu mich. Weil Yoga auch bei Hitze geht â wenn frau weiĂ, wie.
Den halben Nachmittag hab ich mir Gedanken gemacht, wie ich diese Stunde sinnvoll gestalte, ohne dass jemandem der Kreislauf abschmiert oder wir im Savasana zu Rosinen mutieren.
Herausgekommen ist:
- eine kleine Sammlung an Doâs & Donâts fĂŒr Yoga bei Hitze
- ein kurzer RealitÀtscheck zum Thema Hot Yoga (aka: heute mal nicht)
- Mein achtsamer, weicher Flow, der dich eher runter- als hochfÀhrt
- und eine kĂŒhlende Meditation zum Schluss, die dich wie eine leichte Brise umhĂŒllt
Also: Wasserflasche bereitstellen, Schuhe aus, Stirnband optional â und los gehtâs.
Versprochen: Wir machen heute nicht mehr, sondern genau das Richtige.đ§đ§ââïžâš
âAber Yoga kommt doch aus Indien?!â
Könnte gut sein, dass du dich jetzt fragst, warum wir bei heiĂen AuĂentemperaturen ĂŒberhaupt irgendwas an unserer Yogapraxis Ă€ndern sollten. Immerhin kommt Yoga aus Indien â und da ist es ja bekanntlich nie wirklich frisch. Im Gegenteil: hohe Temperaturen, hohe Luftfeuchtigkeit, hohe Toleranz gegenĂŒber dem Schwitzen. Und trotzdem wird dort Yoga praktiziert, morgens, mittags, abends â ganz besonders gerne Ashtanga im heiĂen SĂŒden.
Stimmt alles. Aber: Wir leben halt nicht in Indien. Und vor allem: Wir NordeuropÀer, und ganz besonders unsere Körper, sind nicht an dieses Klima angepasst.
Die Menschen dort wachsen mit der Hitze auf, sie essen anders, schlafen anders, leben anders â und praktizieren Yoga oft unter völlig anderen Bedingungen:
frĂŒh am Morgen
wenn es noch halbwegs kĂŒhl ist
in gut durchlĂŒfteten RĂ€umen
nicht in aufgeheizten Dachstudios
mit jahrzehntelanger Praxis
die den Körper an intensive Hitzebelastung gewöhnt hat
Wir dagegen?
Wir kommen nach einem BĂŒrotag, einem Tag mit den Kids oder dem GefĂŒhl, im eigenen SchweiĂ zu schmelzen und im Auto durchgebraten, ins Yoga â und da brauchtâs was anderes. Kein Leistungssport, kein Selbstoptimierungsflow, sondern ein ehrliches âWas tut mir gerade wirklich gut?â
Kurz gesagt: Ja, Yoga kommt aus der Hitze â aber es lebt vom MitgefĂŒhl. Und genau deshalb passen wir unsere Praxis den Bedingungen an.
Weil Yoga nicht nur auf der Matte passiert â sondern auch im Herzen.
Was passiert eigentlich mit dem Kreislauf bei Hitze?
Also mal ganz ehrlich: WÀhrend meiner Yogalehrerinnenausbildungen hat mir das niemand gesagt. Allerdings hatte ich vor knapp 10 Jahren auch eher das Problem im Sommer nicht ohne Gummistiefel und Regenschirm aus dem Haus gehen zu können. Das feuchte Nass war eher meine Begleitung als die subtropische Sonne. Jetzt sollte diese Thema meiner Meinung nach in keinem Yoga-Curicculum mehr fehlen.
Bevor wir jetzt ganz entspannt in den Yoga-Flow abtauchen, gibtâs noch einen kleinen, aber feinen Ausflug in den Biounterricht â oder wie der legendĂ€re Lehrer aus der Feuerzangenbowle sagen wĂŒrde:
âDa stellen wir uns mal janz dumm und sagen: Was macht denn der Kreislauf bei Hitze?â
Wennâs drauĂen heiĂ wird, hat dein Körper einen klaren Auftrag: abkĂŒhlen. Und das funktioniert, indem er:
- die BlutgefĂ€Ăe erweitert, vor allem in der Haut
- mehr Blut an die OberflĂ€che bringt, damit WĂ€rme nach auĂen abgegeben werden kann
- und dich ordentlich ins Schwitzen bringt, weil Verdunstung kĂŒhlt
Das Problem dabei?
Das viele Blut an der OberflĂ€che fehlt dann im Zentrum â also da, wo es dein Kreislaufsystem eigentlich gerne hĂ€tte. Dein Herz muss also mehr pumpen, um alles irgendwie in Balance zu halten.
Ergebnis: Der Blutdruck kann absinken, dir wird schummrig, du fĂŒhlst dich mĂŒde, schlapp oder irgendwie âneben dirâ. Wenn du dann noch zu wenig trinkst oder dich in der Mittagshitze zu sehr anstrengst, kann das ganz schnell zu:
- Kreislaufbeschwerden
- Hitzekopfschmerzen
- Konzentrationsprobleme
- oder im Worst Case: einem Hitzekollaps fĂŒhren
Und das wollen wir ganz bestimmt und definitiv nicht in Savasana erleben. đ« Wir möchten doch entspannen und nicht wiederbelebt werden.
Darum gilt beim Yoga an heiĂen Tagen auch wenn es den hartgesottenen Yoginis schwer fĂ€llt: Sanft. Ruhig. KĂŒhlend. Keine wilden Vinyasas, keine stehenden Haltungen am FlieĂband, keine âIch will aber durchziehenâ-MentalitĂ€t. Das Ego bleibt zugunsten des Entspannungsfaktors einfach mal vor der TĂŒr.
Dein Kreislauf braucht gerade vor allem eines: liebevolle UnterstĂŒtzung â und viel Wasser. Keine Softdrinks đ« . Denn diese enthalten oft riesige Mengen an Zucker â und der bringt deinen Blutzuckerspiegel kurzzeitig in die Höhe. Klingt erstmal nett (âHallo, Energie!â), aber:
Der anschlieĂende Abfall lĂ€sst dich umso schlapper zurĂŒck. Und dein Kreislauf, der bei Hitze eh schon ackert, bekommt obendrauf noch eine Zuckerschaukel serviert.


Doâs & Donâts â Yoga bei Hitze
So, nach diesem Ausflug in unsere schulische Vergangenheit und den Hinweisen von der Ărztin oder Apothekerin deines Vertrauens, widmen wir uns jetzt mal dem eigentlichen Thema.
Du möchtest deine wöchentliche Yogastunde nicht missen und willst den Temperaturen trotzten.Â
Als fĂŒhrsorliche und sensible Yogalehrerin solltest du Verantwortung fĂŒr die Stunde und deine Teilnehmer:innen ernst nehmen und ihnen ein den Temperaturen angepasstes Programm bieten.
Hier kommen die wichtigsten Do’s an Don’ts auf die du meiner Ansicht nach achten solltest:
â Do's
- Slow down â ruhige, flieĂende Bewegungen mit Fokus auf Atmung
- Viel trinken â vor, wĂ€hrend (wenn nötig) und nach der Praxis
- KĂŒhlende Atemtechniken â z.âŻB. Sitali oder Chandra Bhedana
- Pausen machen â auch wĂ€hrend der Stunde, ganz ohne schlechtes Gewissen
- Leichte Kleidung & rutschfeste Matte â du willst dich sicher fĂŒhl
â Don'ts
Hot Yoga â nice try, aber nicht heute
Ja, Hot Yoga ist trendy â und ja, es kann gut tun. Aber:
Hot Yoga ist eine gezielte Praxis in einem kontrollierten Umfeld.
Das ist was anderes als 37 Grad AuĂentemperatur, flirrende Luft und ein Körper, der eh schon damit beschĂ€ftigt ist, cool zu bleiben.
Was viele nicht wissen:
Beim echten Hot Yoga wird auf medizinisch ĂŒberwachte Raumbedingungen geachtet â Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Dauer, Ausgleich.
Wenn wir also spontan bei 37 Grad auf die Matte gehen, ist weniger oft die gesĂŒndere Wahl.
Heute also kein Hitzemarathon, sondern ein sanftes „ZurĂŒck zu dir“. đ«¶
Yoga-Flow bei Hitze - sanft, kĂŒhlend, wohltuend
Und hier jetzt der versprochene Yoga-Flow – passend zu den AuĂentemperaturen geht es ruhiger und entspannter zu. Viel Raum zum SpĂŒren, viel Zeit zum Atmen und ganz viel Gelegenheit um bei dir selbst anzukommen.
Ich gestalte dir die Sequenz so, dass sie trotz Hitze sanft, kĂŒhlend und wohltuend bleibt â mit ĂbergĂ€ngen, die sich gut anfĂŒhlen und einem Rhythmus, der nicht ĂŒberfordert.
1. Ankommen & Atmen (10 Min)
Position: RĂŒckenlage oder aufrecht im Sitzen
- Sanftes Ankommen mit bewusstem Atem
Anleitung zu kĂŒhlender Atmung (z.âŻB. Sitali oder durch die Lippen ausatmen wie durch einen Strohhalm)
Körperreise durch FĂŒĂe, Beine, Becken, Herz, Schultern
Optional: Feuchtes Tuch auf die Stirn oder eine kĂŒhlende Duftessenz (Minze, Lavendel)
2. Mobilisierung & sanfter Flow (25 Min)
Bewegung in alle Richtungen, ohne den Kreislauf zu pushen
Katze-Kuh in Slow Motion (3â5 Min)
- mit geschlossenen Augen, verbunden mit dem Atem
- Variationen: Becken kreisen, WirbelsÀule wellenförmig bewegen
- Kindhaltung als Reset (1 Min)
Herabschauender Hund â nur zum DurchflieĂen
- kein langes Halten, einfach durchbewegen
- Â sanfte Gehbewegungen
Tiefer Ausfallschritt mit geöffnetem Brustkorb (2 Seiten)
- HĂ€nde auf dem Oberschenkel oder in Kaktus-Armen
- sanfter Twist aus der HĂŒfte
Liegender Twist im Flow
- Aus dem Sitzen beide Knie zur Seite, Arme weit
- Mit der Einatmung zur Mitte, Ausatmung zur anderen Seite
Sitzende Seitdehnung im Schneidersitz oder Langsitz
- Mit weiten, langsamen Bewegungen
Langsamer Ăbergang in stehende Haltung ĂŒber Hocke oder VierfĂŒĂler
Berghaltung + Armkreise & Schulterrollen
Die stehende Sequenz bleibt minimal, z.âŻB. nur
Berghaltung
Halber SonnengruĂ (Arme hoch, Vorbeuge, halbe Vorbeuge, aufrichten)
Optionale weiche Drehung im Stand
Wieder in die Hocke sinken und auf den Boden kommen
3. Bodensequenz & Integration (15 Min)
Supta Baddha Konasana mit Bolster (3â5 Min)
-  sanft geöffnetes Herz, Beine abgelegt, evtl. mit Augenkissen
Krokodilsdrehung mit Armen weit (5 Min)
- gerne mit Gewicht oder Decke auf dem Bauch fĂŒr Erdung
Beine an der Wand oder auf einem Kissen (5 Min)
- Alternative: Viparita Karani oder FĂŒĂe in den Gurt
4. KĂŒhlende Meditation: "Der Hauch des Mondes" (10 Min)
Setz dich bequem hin oder leg dich hin â mit einem kĂŒhlen Tuch, falls du magst.
âStell dir vor, du atmest durch einen silbernen Faden ein, der von deinem NasenflĂŒgel zum inneren Mond an deinem Gaumen fĂŒhrt. Der Atem ist kĂŒhl, zart und weich. Mit jedem Einatmen flieĂt er wie eine Welle durch dich hindurch, berĂŒhrt dein Herz, deine Stirn, dein inneres Meer.
Beim Ausatmen lÀsst du alles los, was zu warm, zu schnell, zu viel war.
Wieder und wieder â kĂŒhlender Atem, innerer Frieden.â
Wenn du magst, nimm ein sanftes âShantiâ oder ein inneres LĂ€cheln mit in den Abend.
5. Abschluss
1â2 Minuten stille NachspĂŒrzeit
Abschlussimpuls, z.âŻB.:
âDu musst nicht brennen â du darfst auch leuchten, ganz still.
Du musst nicht immer alles geben. Manchmal ist das gröĂte Geschenk an dich selbst, nicht alles zu tun â sondern genau das Richtige fĂŒr jetzt. Und heute? Ist das einfach mal: runterfahren, auftanken, chill dein OM. đ§đ«¶â
Optionale sanfte Klangschale oder ein âShantiâ-Mantra
Was bleibt â und was ich dir mitgeben möchte
Dein Moment zum Runterfahren wartet schon.
Probier den sanften 60-Minuten-Flow aus, gönn dir die kĂŒhlende Meditation und spĂŒr, wie dein Körper dankbar aufatmet. Roll die Matte aus, lass den Tag los â und schenke dir genau die Entspannung, die du heute brauchst. đ§đ§ââïžâš und hinterlasse mir einen Kommentar, wie du dich danach fĂŒhlst đ«¶đ»

NamastĂ©Â
Deine Stefanie