Ashtanga-Yoga
Der achtgliedrige Yoga-Pfad
Ashtanga Marga
anga = Glied; marga = Pfad
Der Weise Patanjali beschreibt in seinem Yogasutra einen Pfad der Erkenntnis, der sich aus acht Gliedern oder acht Stufen zusammensetzt. Diese Stufen gilt es auf dem ganz persönlichen Yoga-Weg zu beschreiten und zu überschreiten.
Dabei wusst er bereits, dass sich die einzelnen Glieder des achtgliedrigen Pfads nur langsam entwickeln lassen.
Die vollkommene Freiheit als Ziel.
An den Punkt der vollkommenen Freiheit zu gelangen, ist mehr als schwierig. Der Weg dorthin ist als ein ständiger Prozess zu betrachten. Auf diesem kann sich jeder Einzelne kontinuierlich weiterentwickelt, aber auch von den Dingen jenseits des Wegesrandes ablenken lassen.
Und gerade wegen der vielen Ablenkungen ist es keinesfalls ein schneller, gradliniger und einfacher Weg zur Erleuchtung.
anga = Glied; marga = Pfad
Auch wenn das Ziel unendlich weit entfernt scheint, lohnt sich der Weg auf alle Fälle.
Mit kontinuierlicher Praxis, einem offenen Geist und offenen Herzen für das, was im Yoga geschieht und was einem auf dem Weg begegnet, kann man sich Schritt für Schritt von den eigenen Mustern und Blockaden, den Meinungen und Erwartungshaltungen anderer befreien.
Ein lohnenswerter Weg
Patanjalis Ashtanga Marga wird zwar als achtgliedriger Pfad bezeichnet, ist aber nicht so zu verstehen, dass notwendigerweise ein Schritt nach dem anderen gegangen werden müsste.
Jedes Glied oder jede Stufe (vor allem die ersten fünf) gewährt einen Einstieg, auch wenn die meisten Menschen, die sich dem Yoga nähern, mit der Asana-Praxis beginnen.
So entwickelt sich das Einhalten der Yamas, der Verhaltensregeln für den Umgang mit der Umwelt, und der Niyamas, der Regeln für den Umgang mit sich selbst, häufig erst durch die Asana-Praxis.
Manche integrieren Pranayama- und Meditationsübungen erst nach jahrelanger Übung in ihre Praxis.
Das Ziel des Yoga aber bleibt, alle Glieder möglichst zeitgleich gleichwertig zu berücksichtigen und auf dem eigenen Weg mit Leben zu füllen.

Yamas
. . . meint die Enthaltung, die Selbstkontrolle eines Einzelnen und stellt einen Verhaltenskodex im Umgang mit der Umwelt dar. Zu den fünf Yamas gehören: Ahimsa - Nicht-Verletzen; Satya - Wahrhaftigkeit; Brahmacharya - Konzentration auf das Wesentliche; Asteya - Nicht-Stehlen; Aparigraha - Nicht-Ausnutzen

Niyamas
. . . meint die persönlichen Verhaltensregel und Einschränkung. Hierbei handelt es sich quasi um einen Verhaltenskodex im Umgang mit sich selbst. Die fünf Niyamas sind: Saucha - Reinheit, Sauberkeit; Samtosha - Bescheidenheit, Zufriedenheit; Tapas - Disziplin, Ausdauer; Svadhyaya - Selbsterforschung, Reflexion; Ishvarapranidhana - Gottvertrauen

Asanas
. . . meint die Haltung, den Sitz oder die Einstellung. Eine Asana soll immer die zwei Qualitäten Stabilität und Wohlbefinden enthalten. Bei der Ausübung ist das bewusste Hineingehen, der richtige Atem, das bewusstes Halten und das bewusste Auflösen des Asana sehr wichtig.

Pranayama
. . . meint die Kontrolle (Ayama) des Atems bzw. der Lebensenergie (Prana). Dies beinhaltet die bewusste Regulierung und Vertiefung der Atmung durch achtsames Beobachten und kontinuierliches Üben.

Pratyahara
. . . meint Rückzug der Sinne von der Außenwelt. Die Sinne Schmecken, Riechen, Hören, Sehen und Fühlen werden mehr und mehr nach innen ausgerichtet. Durch das Nach-Innen-Richten des Bewusstseins sollen die Sinneseindrücke insgesamt bewusster und kontrollierbarer werden.

Dharana
. . . meint Konzentration des Geistes auf ein Objekt oder einen Gedanken. Dies ist mit bewusster Konzentration und einer willentlichen Anstrengung verbunden.

Dhyana
. . . meint die Meditation. Durch den Rückzug der Sinne und die zunehmende Konzentration des Geistes spielt das menschliche Ego und seine Gedanken keine Rolle mehr. Der Zustand der Zeitlosigkeit und der kosmischen Verbundenheit wird erfahrbar.

Samadhi
. . . ist die Bezeichnung für das Überbewusstsein, das Einheitsbewusstsein. Hierbei handelt es sich um einen Bewusstseinszustand, der über Wachen, Schlafen und Träumen hinausgeht. Die Dualität zwischen dem Meditierenden und dem Meditationsobjekt wird vollkommen aufgelöst - beides ist eins.
Ashtanga Yoga
dynamisch und fordernd
Das von Patabhi Jois gelehrte dynamische und fordernde Hatha-Yoga-System in der Tradition von T. Krishnamacharya wird auch als Ashtanga-Yoga bezeichnet.
Es zählt zu den wichtigsten und ausgefeiltesten, aber auch schwierigsten Systemen des Hatha Yoga.
Achtung:Verwechslungsgefahr
Diese Schule des Hatha Yoga ist – wie eingangs erwähnt – nicht mit dem philosophischen System des „Raja Yoga“ zu verwechseln.
Die Gelehrten streiten sich vermutlich darüber, was zu erst da war.
Das „Ashtanga-Yoga-System in der Tradition von T. Krishnamacharya oder das philosophische System des „Raja Yoga“ auf Basis der Ashtanga Yoga nach Patanjali.
Aber ist das wichtig?
Das Wunderbare an Yoga ist, dass es kein Richtig und kein Falsch gibt. Alles kann und darf sein und im Harmonie nebeneinander bestehen.
Ashtanga Yoga im Alltag
Acht Stufen bis zur wahren Erkenntnis – das klingt nach einem langen Weg.
Wie bei jeder Reise bestimmen die kleinen Schritte das Tempo.
Wer sich in seinem Alltag hin und wieder eine Auszeit gönnt, die Ruhe und entspannte Stille
bei sich einkehren lässt, sich nicht zu wichtig nimmt und achtsam und aufmerksam im
Umgang mit seinem Umfeld ist, ist schon einen sehr weitern Weg gegangen.
Also ist der Weg doch gar nicht so lang.
Und er kann richtig Spaß machen, wenn man ihn beschreitet und einfach immer weiter übt.