Raja - Yoga
Der Yoga-Weg der Beherrschung des GEistes
Der königliche Yoga-Weg
- bezwingen und beherrschen
- der Begriff Raja-Yoga taucht relativ spät auf
- das Wort
„Raja“, bedeutet König oder königlich - dies ist die Königsdisziplin des Yoga – die Beherrschung des Geistes
- In der Regel gehen die diversen Schriften, die Raja Yoga nennen, nicht genauer auf diesen ein und es werden nur allgemeine Angaben gemacht.
- je nach Quelle wird Raja Yoga als „samenlose Meditation“ oder als die „perfekte Kontrolle von Geist und Atem“ bezeichnet
- Er führt zur Auflösung des Geistes und zu Befreiung
- Menschen mit unruhigem Geist können dank Hatha Yoga den Raja Yoga erlangen
- Nach der Hathapradipika gelingt der Raja Yoga nicht ohne Hatha Yoga und der Hatha Yoga nicht ohne Raja Yoga
- diejenige, die ihren Geist mit Hilfe der Meditation bezwingen kann, ist eine wahre Königin – das gilt natürlich auch für die Herren im Yoga
- das Ziel der Auflösung des Geistes ist die Befreiung und die Erlangung der vollkommenen Erkenntnis
Das Yogasutra
Die acht Stufen des königlichen Yoga-Weges
Raja Yoga wird normalerweise mit Ashtanga Yoga, dem „achtgliedrigen Yoga“ gleichgesetzt.
Das ist ein zentraler Ursprungstext des Yoga.Wörtlich übersetzt bedeutet Sutra „Faden“. Das Yogasutra ist also gewissermaßen ein Leitfaden für Yoga.
Der Weise Patanjali beschreibt in seinem Yogasutra einen Pfad der Erkenntnis, der aus acht Stufen. Diese Stufen gilt es zu beschreiten und zu überschreiten.
Es besteht aus 195 Sanskrit-Versen in vier Kapiteln, in denen in hochkonzentrierter Form die Essenz des Yogaweges gebündelt ist. Es ist eine der ältesten Überlieferungen der Yogatradition.
Patanjali gilt nicht als Begründer des Yoga, sehr wohl aber als erster, der den Yoga in einem Text als ganzes systematisch zusammengefasst hat.
Er Autor fasst im Yogasutra das Wissen des Raja Yoga zusammen.
Dabei lehnt er sich eng an das System vom Sankhya an; übernimmt aber auch Gedankengut aus verschiedenen Traditionen.

. . . beinhaltet die Beschreibung des menschlichen Geistes mit Methoden, diesen mittels Meditation und Konzentration zu beruhigen. Der Nennung der neun Hindernisse (antaraya), wie Krankheit oder Faulheit, folgt eine Beschreibung der verschiedenen Arten von Samadhi.

... beschreibt die Ursachen des Leidens und deren Wirkungsweise beschrieben. Danach kommt die Unterrichtung der fünf ersten Schritte des achtfachen Yogaweges, nämlich Yama, Niyama, Asana, Pranayama und Pratyahara, mit deren Hilfe die Ursachen des Leidens angegangen werden können.

. . . beinhaltet die anderen drei Glieder des achtfachen Yogas behandelt: Dharana, Dhyana und Samadhi. Zudem wird ausführlich die Erlangung verschiedener übernatürlicher Fähigkeiten durch Konzentration beschrieben.

. . . beinhaltet das letzte Kapitel, welches deutlich weniger strukturiert ist. Dies beschäftigt sich zum Teil mit bereits behandelten Themen, aber schließlich auch mit der Befreiung des Selbst durch den Yoga.
Das Yogasutra wurde im Verlauf der Jahrhunderte immer wieder neu kommentiert und übersetzt.
Der erste Kommentar stammt von Vyasa, der im 5. Jh. n. Chr. gewirkt hatte. Dieser Kommentar wurde von Shankara (788–820), einem der größten indischen Philosophen, in einem umfangreichen Werk nochmals kommentiert.
Andere wichtige Kommentare sind „Tattvavaisharadi“ von Vachaspati Mishra (9./10. Jh.), „Rajamartanda“ von König Bhoja (um 1040) und „Yogavarttika“ von Vijnanabhikshu (16. Jh.).
Das Yogasutra wurde um das Jahr 1000 vom muslimischen Universalgelehrten al-Biruni ins Arabische übersetzt, dem Kitab Batanjali.
Bis in die Neuzeit hinein fand dieses Werk außerhalb von Indien so gut wie keine Beachtung.
Mit dem Aufkommen des Interesses an Yoga in Europa und Nordamerika wurde das Yogasutra jedoch vielfach in westliche Sprachen übersetzt.
Eine erste englische Übertragung erschien in Indien im Jahr 1852 – diese enthielt aber nur das erste Kapitel.
Vollständige englische Übertragungen erschienen erst einige Jahrzehnte später seitens der Theosophischen Gesellschaft – von Tukaram Tatya, 1885, und M.N. Dvivedi, 1890.
Auf Deutsch gibt es mittlerweile mehrere Übersetzungen, die sich zum Teil stark voneinander unterscheiden. Auch die dazugehörigen Kommentare gehen je nach Ansicht des Autors weit auseinander.
Raja Yoga im Alltag
Die Beherrschung des Geistes klingt nach einer Mammut-Aufgabe – schließlich hat der Geist seinen ganz eigenen Wille. Viele bezeichnen ihn als den „Affen im Kopf“. Für mich ist er so etwas wie mein „ADHS-Kind“ – er will ständig Aufmerksamkeit und kann sich nicht lange auf eine Sache konzentrieren.
Wer sich in seinem Alltag hin und wieder eine Auszeit gönnt, den Geist bittet einfach mal die „Klappe zu halten“ und hin und wieder einen Moment der Stille genießt, ist schon ein paar Schritte auf dem Weg zur Herrschaft über den Geist.
Also doch keine unlösbare Mammut-Aufgabe.
Aus Sicht des Raja-Yogis werden die Yoga-Wege Bhakti, Karma und Jnana als Vorbereitung für den Weg des Raja-Yogas angesehen.
Diese Wege helfen den Geist für die höchste Erkenntnis zu reinigen – erst dann ist der Yogi bereit für den Weg des Wissens.
Jeder Anhänger eines Yoga-Weges sieht übrigens seinen Weg als den waren Weg an und betrachtet die anderen Wege nur als Vorbereitung. Es kommt eben immer auf den eigenen Standpunkt an.