Tadasana: Die Seele berühren

Wie Tadasana Köper, Geist und Seele verbindet

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In meinem ersten Beitrag hast du Tadasana – die Berghaltung – als kraftvolle Basisasana kennengelernt. Wir haben uns angeschaut, wie du deine Füße verwurzelst, deine Wirbelsäule aufrichtest und aus dieser scheinbaren Einfachheit eine klare, bewusste Haltung entwickelst. Eine Haltung, die du nicht nur einnimmst, sondern die du bist.

Doch Tadasana endet nicht auf der physischen Ebene. Wer länger in dieser Haltung verweilt – achtsam, bewusst, präsent – spürt schnell: Hier geschieht mehr als Muskelarbeit und Körperausrichtung. Da entsteht eine Stille, ein Puls, eine Kraft, die von innen nach außen strömt.

Tadasana ist ein Spiegel. Die Position zeigt uns, wie wir stehen – im Leben, im Moment, in uns selbst. Und genau hier beginnt die zweite Reise: die geistige und energetische Dimension dieser Haltung. Was bedeutet es, wirklich geerdet zu sein? Was passiert in unserem Energiesystem, wenn wir uns bewusst mit Himmel und Erde verbinden? Und wie kann eine so einfache Position so viel Klarheit, Aufrichtung und innere Präsenz schenken?

Diesmal tauchen wir genau hier ein: in die spirituelle Tiefe von Tadasana. Lass dich überraschen, wie viel Weisheit in dieser scheinbar stillen Haltung steckt – und wie sie dich aufrichten kann. Innen wie außen.

Tadasana lehrt uns, im Einfachen das Wesentliche zu erkennen.

Tadasana: Die Seele berühren

"Monkey Mind" im Yoga

Im täglichen Leben fliegen uns tausende von Gedanken durch den Kopf. Bilder, Töne, Gerüche – alles will verarbeitet werden und dein Gehirn läuft auf Hochturen. Die Yogis bezeichnen den unruhigen Geist auch gerne als “Monkey Mind”, den unruhigen Affen.

Dieses Bild wird nicht nur im Yogo, sondern auch im Buddhismus und in der Meditationstradition gerne verwendet, um unseren rastlosen, nicht fokussierten, spunghaften und definitiv überaktiven Geist zu beschreiben. Er springt pausenlos von einem Gedanken zum nächsten – genau wie ein Affe von Ast zu Ast. Mal plant er die Zukunft, mal kaut er auf der Vergangenheit herum, mal bewertet, vergleicht, zweifelt oder will einfach nur irgendwohin, wo ist egal, einfach nur woanders.

Patanjali beschreibt diesen Zustand in seinen Yoga Sutras mit dem Begriff “Chitta Vritti” – die Bewegungen oder Wellen des Geistes. Solange diese Wellen unkontrolliert sind, erleben wir Unruhe, Stress, Angst oder das Gefühl, neben uns zu stehen. Genau da setzt Yoga an. 

Den Affen zähmen - nicht wegsperren

Das ist das erklärte Ziel im Yoga. Es geht nicht darum, dass du deinen Geist komplett stilllegst, ihn quasi ausschaltest. Du sollst auch den “Affen” nicht verjagen. Sondern: ihn beobachten, beruhigen, mit ihm in Freudschaft treten. 

Für die Praxis heißt das:

  • Der Affe darf da sein – aber du musst ihm nicht ständig folgen. Einfach mal loslassen.
  • Jede bewusste Bewegung, jeder Atemzug, jede Minute in Tadasana hilft dir, deinen Geist zu sammeln.
  • Mit der Zeit entsteht Buddhi – die klare, ruhige Unterscheidungskraft, die dich aus dem inneren Lärm herausführt.

Tadasana geistig - Ruhig & stabil

Die aufrechte und stabile Berghaltung kann dich dabei unterstützen deine Aufmerksamkeit und Achtsamkeit auf dich und deine unmittelbare Umgebung zu lenken. Weg von den sprunghaften Gedanken hin zu einem klaren Fokus. Auf diese Weise stärkst du nach und nach deine Konzentrationsfähigkeit und hast die Möglichkeit mehr Ruhe und Gelassenheit in dir einkehren lassen.

Mit Unterstützung von Tadasana hast du die Möglichkeit Stress zu reduzieren, deinen Geist zu stabilisieren und zu fokussieren um Körper, Geist und Seele mehr in Einklang zu bringen.

Konzentration & innere Stabilität

Tadasana, die Berghaltung, wirkt beruhigend und stabilisierend auf deinen Geist. Sie kann dir helen, deinen Fokus zu schärfen und die Aufmerksamkeit zu bündeln. Die Haltung symbolisiert Standfestigkeit – sowohl körperlich als auch geistig – und vermittelt ein Gefühl von Erdung und Verankerung. Wenn du Tadasana regelmäßig praktizierst, kannst du daraus ein gestärktes Selbstbewusstsein und eine klare, positive Ausstrahlung entwickeln.

Ruhe & Gelassenheit

Durch die bewusste Ausrichtung und ruhige Atmung in Tadasana entsteht Raum für Entspannung und geistige Ausgeglichenheit. Die Stille, die während der Haltung erlebbar wird, kann dir dabei helfen, Stress abzubauen und  deine innere Ruhe zu kultivieren. Körper und Geist finden in dieser Haltung zurück ins Gleichgewicht – sanft, aber kraftvoll.

Bewusstsein & spirituelle Tiefe

Tadasana fördert das Körperbewusstsein und unterstützt dich dabei, deine eigenen Stärken und Grenzen besser wahrzunehmen. Die Konzentration auf den gegenwärtigen Moment vertieft die Verbindung zu deinem Selbst. Wenn du dich regelmäßig dieser Haltung widmest, kannst du auch spirituelle Aspekte entfalten und ein tieferes Gefühl der Verbundenheit mit der Welt entwickeln.

Tadasana energetisch - Aufgerichtet, verbunden, präsent

Die schlichte Yoga-Haltung ist ein echtes energetisches Kraftzentrum. In dieser scheinbar einfachen Haltung richtet sich der gesamte Körper neu aus, die Energie beginnt frei zu fließen, und du kannst dich daran erinnern, wie es sich anfühlt, wirklich aufrecht durchs Leben zu gehen – körperlich, mental und energetisch.

Erdung & Energiefluss

Tadasana aktiviert vor allem das Wurzelchakra (Muladhara). Über die bewusste Verbindung der Fußsohlen mit dem Boden entsteht ein Gefühl von Erdung, Sicherheit und Stabilität. Gleichzeitig richtet sich deine Wirbelsäule nach oben auf, die Krone deines Kopfes strebt zum Himmel – so entsteht eine Verbindung von Erde und Himmel, von Materie und Bewusstsein. In dieser Ausrichtung wird der Mensch zur Brücke zwischen den Welten, zwischen Innen und Außen, zwischen unten und oben.

Die Bergposition kann dir frische, neue Energie und Konzentration bringen – wann immer du dies brauchst, stell dich für einen kurzen Augenblick aufrecht und fest geerdet hin – nimm die Energie des Bodens unter die bewusst wahr und in dich auf. Vielleicht spürst du auch den Energiezufluss über die Füße und das Zirkulieren der Energie in deinem Körper intensiver.

Herzöffnung & Präsenz

Die Haltung öffnet subtil auch das Herzchakra (Anahata). Wenn du  die Schultern weich zurücknimmst, den Brustraum weitest und innerlich loslässt, entsteht Raum für Selbstvertrauen, Offenheit und innere Ruhe. Tadasana ist keine „tote“ Position – sie lebt. Die Energie verteilt sich gleichmäßig im ganzen Körper. Du stehst nicht nur da – du bist da: lebendig, pulsierend, bewusst und im Einklang mit dir selbst.

Durch eine regelmäßige Praxis kann sich deine Ausstrahlung, dein Selbstwertgefühl und dein Selbstbewusstsein verändern.

Mentale Klarheit & innere Ausrichtung

Auch auf mentaler Ebene wirkt Tadasana klärend und sammelnd. Die Haltung lädt dazu ein, innezuhalten, den Fokus zu bündeln und sich mit dem eigenen Zentrum zu verbinden. Alles Überflüssige darf abfließen – das Drama, der Lärm, die Rastlosigkeit. Tadasana ist eine Einladung, dich bewusst auszurichten – nicht nur körperlich, sondern auch geistig und energetisch. Wer regelmäßig in dieser Haltung verweilt, kultiviert eine starke Präsenz und ein tiefes Gefühl von innerer Aufrichtung – auch abseits der Matte.

Tadasana spirituell - verbunden & offen

Tadasana ist mehr als nur eine Anfangshaltung. Sie ist ein stilles Gebet mit dem ganzen Körper. In ihrer Einfachheit liegt eine tiefe spirituelle Kraft: Sie richtet dich aus, verbindet dich mit Himmel und Erde und lädt dazu ein, ganz im Moment zu stehen – wach, offen, verbunden. Wenn du dich auf diese Haltung einlässt, spürtst du: Hier beginnt der Weg nach innen.

Verbindung mit der Erde

Über die Fußsohlen entsteht in Tadasana eine bewusste Verbindung zum Boden – ein Gefühl von getragen sein. Dieses Empfinden schafft eine spirituelle Basis: Sicherheit, Vertrauen und das Wissen, dass du Teil eines größeren Ganzen bist. Aus dieser Erdung wächst innere Stärke und Gelassenheit.

Öffnung zum Himmel

Während die Füße sich verwurzeln, strebt deine Kopfkrone sanft nach oben. Diese Aufrichtung symbolisiert die Verbindung zum Spirituellen, zum Feinstofflichen. Dein Herz öffnet sich, die Wirbelsäule wird zum Kanal. In dieser Haltung wirst du zu einer Brücke zwischen Erde und Himmel, zwischen Menschlichem und Göttlichem.

Bewusstsein im Moment

Tadasana bringt dich in den gegenwärtigen Augenblick. Keine Bewegung lenkt ab, kein Ziel muss erreicht werden. In dieser scheinbaren Stille offenbart sich das Wesentliche: Ich bin. Präsenz, Achtsamkeit und ein tiefes Gespür für das eigene Selbst können hier entstehen. Die Haltung wird zu einem spirituellen Anker – einfach, kraftvoll, echt.

Die Geschichte vom kleinen Affengeist

Es war einmal ein kleiner Geist, der lebte im Herzen eines Menschen. Doch stillsitzen konnte er nicht. Kaum war er da, schon war er wieder woanders. Er sprang von Gedanke zu Gedanke wie ein Affe von Ast zu Ast:
Was koche ich heute? Warum hat sie das gesagt? Habe ich genug geschafft?
Er hangelte sich durch Sorgen, schwang sich durch Erinnerungen, landete in Zukunftsängsten und war schon wieder weg, bevor er den Moment gespürt hatte.

Eines Tages traf der kleine Geist eine weise Alte. Sie saß still auf einem Stein und schaute in die Ferne.
„Was tust du da?“, fragte der Geist ungeduldig.
„Ich sitze. Ich atme. Ich bin da.“
„Aber… da passiert doch nichts!“
Die Alte lächelte. „Doch. Alles.“

Der kleine Geist wurde neugierig. Zum ersten Mal hörte er nicht nur zu – er spürte. Die Stille. Die Weite. Den Boden unter sich. Die Wärme der Sonne.
Und für einen winzigen Moment… hörte er auf zu springen.

Er war einfach da.
Ganz.
Still.
Wach.

Und genau dort begann der Frieden.

Probier’s direkt aus

Bereit, die Kraft der Berghaltung zu spüren? Roll deine Matte aus . Stell dich jetzt einen Moment hin. Atme. Spüre den Boden. Und werde für einen Augenblick der Berg in dir.

Wenn du magst, teile in den Kommentaren: Was verändert sich für dich, wenn du Tadasana nicht als Pause, sondern als Power-Moment siehst?

Pentalogie

Tadasana

Diese fünfteilige Serie lädt dich ein, die Berghaltung nicht nur körperlich, sondern auch seelisch und spirituell zu erleben. Jede Folge beleuchtet eine andere Facette – von innerer Ausrichtung bis hin zu Standhaftigkeit und sanfter Bewegung.

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