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Dieser Beitrag ist Teil der Blogparade “Ein Satz, der mich trägt” von Sylvia Tornau. 👉 Hier geht’s zur Blogparade 2025 – mach gerne mit!
Eigentlich sollte das ein Beitrag zu “Yoga und die Affirmationen” werden. Da gibt es so viele tolle Sätze, die mich so richtig klasse tragen können. Da gibt es so viel zu zu sagen. Allerdings kam mir spontan keine wirklich treffende Affirmation in den Kopf. In meinem Kopf spukte mal wieder mein Lieblingssatz herum. Daher ist es ein Beitrag über “Yoga und die Spontanität” geworden.
„Das entscheide ich spontan.“ Ein Satz, der mich schon seit den 80ern begleitet – damals noch ein Filmzitat, heute ein Lebensmotto. In diesem Beitrag nehme ich dich mit in meine Welt zwischen klarer Struktur, echtem Bauchgefühl und yogischer Spontanität.
Was mich der Satz "Das entscheide ich spontan" lehrt
„Das entscheide ich spontan!“
Ein Satz, der mich seit 1988 begleitet – und ja, ich weiß das ganz genau. Es ist ein Zitat aus dem Film Tequila Sunrise, den ich damals geliebt habe. By the Way: ein wirklich cooler, unterkühlter Film mit Mel Gibson, Kurt Russell und Michelle Pfeiffer. Alle noch am Anfang ihrer Karriere … falls du Abends mal nichts vor hast. Schau, dass du den bei irgendeinem Streamingdienst findest!
Jetzt aber zurück zum Thema: Seit diesem Film ist dieser Satz zu einer Art Mantra für mich geworden. Nicht, weil ich nichts planen will – sondern weil ich mit ihm bewusst Druck aus meinem Leben nehme.
In einer Welt, in der gefühlt jeder schon heute weiß, was er in sechs Wochen zum Abendessen isst, empfinde ich diese Haltung als Befreiung. Viele Menschen in meinem Umfeld planen akribisch: Familienfeste, Restaurantbesuche, Kinotermine oder Urlaube – inklusive jeder noch so kleinen Zwischenetappe. Das kann hilfreich sein, klar – aber mich persönlich setzt es unter Druck. Es nimmt mir die Leichtigkeit, die ich so sehr brauche, um kreativ, wach und lebendig zu bleiben.

Wie spontane Entscheidungen mir Freiheit schenken
Für mich ist der Satz „Das entscheide ich spontan“ ein echter Gamechanger – weil er mir eine Möglichkeit zum Durchatmen schenkt. Er erlaubt mir, innezuhalten, die Situation wirklich zu erfassen und dann aus dem Moment heraus zu entscheiden:
Passt das gerade zu mir? Fühlt es sich richtig an – oder nicht?
Diese Spontanität ist kein Zeichen von Planlosigkeit. Für mich ist sie vielmehr eine bewusste Rückverbindung mit meiner Intuition. Ich spüre in mich hinein, nehme mich selbst ernst – und treffe meine Entscheidung aus dem Bauch heraus. Ohne Pflichtgefühl, ohne starre Vorgaben. Nur ich und mein innerer Kompass.
Lange Zeit war mein Alltag von festen Strukturen geprägt: Essenszeiten, Fahrpläne, Stundenpläne, Meetings mit klaren Abläufen und Inhalten – alles war durchgetaktet. Doch am schwersten wog die unausgesprochene Regel:
„Du hast nur eine Wahl – und die ist endgültig.“
Einmal entschieden, war es wie in Stein gemeißelt. Kein Zurück. Kein Raum für Entwicklung, Umdenken oder Neuausrichtung.
Irgendwann habe ich mich davon befreit. Stück für Stück. Und der Satz „Das entscheide ich spontan“ wurde zu einem inneren Schlüssel. Auch wenn meine Familie, meine Freund*innen und sogar mein Mops bis heute gerne die Augen verdrehen – viele von ihnen lieben es zu planen, festzulegen, zu entscheiden… für immer. Ich lächle dann. Und bleibe bei mir. Der Mops will sein Futter aber trotzdem jeden Tag zur gleichen Zeit 😱🤪
Spontanität als Teil meiner Yogastunden
In meinen Yogastunden hat sich diese Haltung wunderbar etabliert. Ja, ich habe einen Rahmen, ein Thema, eine Struktur. Aber ich öffne den Raum ganz bewusst:
„Habt ihr heute einen Wunsch? “Ein Thema, eine Asana, die euch gerade wichtig ist?”
Diese kleinen, spontanen Inputs fließen oft wie selbstverständlich in die Stunde ein. Sie machen die Praxis lebendiger, echter – und verbinden uns alle ein Stück mehr miteinander.
Gerade im Yoga – und generell im kreativen Arbeiten – ist das Vertrauen in den Moment eine Einladung: Weg vom Plan, hin zum Flow.
Weg von Kontrolle – hin zu gelebter Intuition. Aber trotzdem beim Thema bleiben.
Spontanität als Vermeidungsstrategie?
So sehr mir „Das entscheide ich spontan“ Freiheit schenkt, so ehrlich muss ich auch sein:
Manchmal ist der Satz für mich eine ziemlich bequeme Ausweichstrategie. Wenn ich innerlich noch unsicher bin, ob ich etwas wirklich will – oder wenn ich mich eigentlich gar nicht festlegen möchte – dann greife ich gerne auf diese Formel zurück. Sie lässt alles offen, hält mir die Türen auf. Ich kann vage bleiben, mich nicht entscheiden müssen. Einfach mal abwarten. Vielleicht fragt ja niemand noch mal nach und ich kann dann einfach machen worauf ich Lust habe.
Gerade wenn eine Woche voll war, wenn ich müde bin, überreizt, erschöpft – dann will ich oft nur eins: meine Ruhe. Kein Treffen, kein Smalltalk, kein Freizeitstress. Nur ich, meine vier Wände und das, was mir gerade guttut. Aber anstatt ein klares „Nein, danke“ auszusprechen, fluche ich lieber leise in mich hinein und sage: „Ich entscheide das spontan.“
Ein Satz wie ein Tarnumhang – mein ganz persönlicher Schutzschild. Nicht unfreundlich, nicht verbindlich. Aber ehrlich? Auch nicht wirklich klar.
Wenn alte Muster die Spontanität blockieren
Und dann gibt es diese anderen Momente – die, in denen mein inneres Mantra an den alten Glaubenssätzen zerschellt. „Das darfst du nicht!“ „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen!“ Sätze aus einer alten Welt, die aber tief verankert sind.
Der Schreibtisch quillt über, die Steuer schreit nach Aufmerksamkeit (die wollte ich eigentlich mal eben spontan machen), der Kühlschrank ist leer, die Wäsche türmt sich – und plötzlich hat mein Freiheitsversprechen keine Chance mehr. Dann bleibe ich zu Hause. Ziehe „mein Ding“ durch. Bin brav. Und ärgere mich hinterher, dass ich wieder einen wundervollen Tag gegen To-dos eingetauscht habe.
Das schlechte Gewissen ist kurz leise – aber das Herz? Auch.
Spontanität braucht Struktur – sonst wird’s chaotisch
Spontanität hat für mich etwas Leichtes, Verspieltes. Sie weckt meine Neugier, lässt mich Neues entdecken – fast so, als würde ein kleines Kind in mir die Welt erkunden. Dieses Gefühl liebe ich.
Aber mal ganz ehrlich: reine Spontanität – ohne jedes Fundament – kann auch ganz schön schiefgehen.
Stell dir vor, ich plane einen Yoga-Workshop.
Das Thema steht, der Termin auch. Alles andere? Wird sich schon finden.
Die Location? Ach, da ergibt sich schon was.
Marketing? Kann man auch noch kurz vorher machen.
Die Teilnehmerinnen wissen ja, dass es was geben soll – die Details kommen… irgendwann. 😬
Na ja – vielleicht.
Spoiler: So endet Spontanität im Chaos.
Und im schlimmsten Fall sitze ich am Ende allein in einer wunderschön dekorierten, viel zu teuren Location. Mit liebevoll vorbereitetem Inhalt. Und keiner kommt. Weil alle anderen eben auch – ganz spontan – was anderes vorhatten.
Tja, und so wird das dann nichts mit dem Big Business.
Ich hab gelernt: Spontanität braucht ein stabiles Gerüst, damit sie wirken kann.
Ja, ich plane – mit Struktur, Zielen, festen Terminen und klaren Absprachen. Aber zwischen diesen Punkten lasse ich bewusst Raum. Für das, was sich zeigen will. Für kreative Lösungen. Für das Leben selbst. Meine Spontanität ist nicht “egal was, egal wann”. Sondern: beweglich bleiben – im Rahmen meiner Klarheit. Und genau darin liegt für mich echte Freiheit.
6 Impulse für mehr Spontanität im Alltag
...für ein Leben zwischen klarer Struktur, wildem Bauchgefühl und ganz viel Selbstfürsorge.
Planen mit Luft zum Atmen
Nicht alles muss Wochen im Voraus festgezurrt sein. Lass Freiräume in deinem Kalender – für das, was sich zeigt, wenn du einfach mal nur bist.
Verabschiede dich vom Perfektions-Plan
Nicht jeder Schritt muss vorher durchdacht und durchgeplant sein. Manchmal entsteht das Schönste erst im Tun, nicht im Denken.
Verlass deine Komfortzone – ruhig mit Herzklopfen
Probier etwas aus, das du sonst sofort verworfen hättest. Eine neue Route. Eine neue Asana. Ein neues “Ja” zum Leben.
Fehler? Willkommen im Leben
Mach sie. Lerne. Lach drüber. Und dann geh weiter – vielleicht sogar mit einem neuen Funken Leichtigkeit im Gepäck.
Sag Ja – auch wenn dein altes Muster „Spontan!“ ruft
Manchmal ist ein ehrliches Ja genau das, was du brauchst, um aus der Unsicherheit in die Klarheit zu kommen.
Kenn deine Grenzen – und steh zu ihnen
Spontanität heißt nicht, dich selbst zu verraten. Du darfst „Nein“ sagen. Du darfst “Heute nicht” sagen. Und du darfst dabei ganz bei dir bleiben.
Wie ich Spontanität in meinen Yogaunterricht integriere
In der Yogawelt ist es mit Spontanität und Flexibilität oft nicht weit her. Viele Traditionen geben strikte Abläufe vor: Die Morgen- und Abendmeditation zu festen Zeiten, geregelte Essensrhythmen, die tägliche Praxis mit klarer Struktur. Zumindest habe ich das so erlebt.
Und ehrlich? Yogis können erstaunlich humorlos reagieren, wenn jemand von diesen Vorgaben abweicht. Dabei sollte Yoga doch gerade Raum für persönliche Entwicklung schaffen – für den eigenen Weg, den eigenen Rhythmus. Wenn nicht hier, wo dann, darf es um individuelle Bedürfnisse, um Selbstwahrnehmung und Wachstum gehen?
Natürlich haben auch Regeln ihren Platz – gerade im gemeinschaftlichen Üben. Doch etwas mehr Bewegungsspielraum schadet nicht.
Deshalb gestalte ich meine Yogastunden bewusst offen. Gerade deswegen frage ich meine Teilnehmer:innen nach ihren Themen, nach ihrem inneren Kompass: Was brauchst du heute? Ruhe oder Energie? Kraft oder Loslassen? Kannst du heute vielleicht ein Stück tiefer in die Vorbeuge sinken – oder brauchst du stattdessen einen liebevollen Rückzug? Spontanität wird hier zum Akt der Selbstfürsorge. Und auch ein bisschen zur Selbstbestimmung.
Vielleicht liegt genau darin der Schlüssel: Spontanität nicht als Ausweichstrategie zu leben, sondern als bewusste Entscheidung. Zwischen Ja, Nein und Noch nicht. Ich habe gelernt: Echte Freiheit heißt nicht, alles offenzulassen. Sondern klar zu wissen, was mir guttut – und was nicht.
Heute ist Spontanität für mich kein Entweder-oder mehr, sondern ein Sowohl-als-auch. Sie ist ein Spielraum. Ein Raum zwischen klarer Planung und offenem Herzen. Ein Ort, an dem Intuition, Selbstfürsorge und echte Entscheidungskraft sich begegnen dürfen. Wenn ich keine Lust auf etwas habe, darf ich das sagen. Und wenn ich später doch merke: Hey, eigentlich macht es doch Spaß – dann darf ich auch umschwenken.
Denn nichts ist in Stein gemeißelt. Nicht einmal eine Entscheidung.
Was bleibt – und was ich dir mitgeben möchte
Spontanität ist für mich kein Zeichen von Planlosigkeit, sondern ein Ausdruck von gelebter Intuition und Selbstfürsorge. Sie erinnert mich daran, dass ich nicht jeden Schritt im Voraus kennen muss, um sicher zu gehen – manchmal reicht es, auf mein Gefühl im Jetzt zu vertrauen.
Und wenn du das nächste Mal das Bedürfnis hast, etwas nicht sofort zu entscheiden, dann darf dein „Ich entscheide das spontan“ ein Akt der Selbstliebe sein – klar, bewusst und ganz bei dir. 💫
Und übrigens: Wenn jemand zu mir sagt “Weiß ich noch nicht, mal sehen” drehe ich mit den Augen und bin wegen der Unverbindlichkeit genervt. Dann schon lieber “Das entscheide ich spontan” 😂❤️😂
Kennst du das Gefühl, zwischen Pflichtgefühl und innerem Wunsch zu schwanken? Dann erzähl mir in den Kommentaren, wie du mit Spontanität umgehst – oder teile den Beitrag mit Menschen, die manchmal genau diesen Satz hören sollten: „Das entscheide ich spontan.“ 💬✨
2 comments
Liebe Stefanie, wie wunderbar, dass du uns auf deine ganz eigene Reise zwischen Struktur und Bauchgefühl mitnimmst. Dein Satz „Das entscheide ich spontan“ ist so viel mehr als eine Ausrede. Bei dir wird er zu einem Werkzeug der Selbstfürsorge, zur gelebten Intuition und zur Einladung, vor Entscheidungen kurz innezuhalten.
Besonders berührt mich, wie klar du die Ambivalenz benennst: dass Spontanität auch ein Schutzmantel sein kann, ein Schlupfloch und dass es dafür genauso viel Bewusstheit braucht wie für klare Strukturen. Ich erkenne in deinem Beitrag eine tiefe Praxis der Selbstführung, wie sie für mich auch im Yoga oft nur im Zwischenraum spürbar wird. Es geht nicht um die perfekte Haltung, sondern um das Spüren in der Haltung. Ich finde, das schafft Platz für mich zwischen all den Regeln und Vorgaben, die es auch im Yoga gibt. Und darin liegt echte Freiheit.
Danke für deine Offenheit, deinen Witz und die gelebte Verbindung von Lebenskunst und Praxis. Ich nehme einiges mit aus deinem Beitrag, nicht nur deine Impulse für mehr Spontanität im Alltag, sondern auch den Aspekt, dass Spontanität Raum braucht und keine Begründung.
Herzliche Grüße
Sylvia
Liebe Sylvia,
deine Worte haben mich wirklich tief berührt – danke für deine achtsame, warme Rückmeldung! 🙏
Es macht mich sehr glücklich, dass du diesen Zwischenraum so klar gespürt hast – genau dort, wo das Yoga beginnt, das man nicht mehr nur auf der Matte übt.
Ja, Spontanität ist so oft missverstanden. Und gleichzeitig so kraftvoll, wenn wir sie bewusst leben – als Ausdruck unserer Intuition, als Erlaubnis für uns selbst. Ich liebe dein Bild von der Haltung, in der es ums Spüren geht, nicht ums Perfekte. Das trifft es auf den Punkt.
Danke, dass du diesen Raum mit deiner Wahrnehmung und Tiefe gefüllt hast. Ich nehme auch etwas mit – vor allem: „Spontanität braucht keinen Grund.“ Wie schön ist das bitte? 💛
Von Herzen
Stefanie