Mittwoch, 14. Mai 2025
Mittwoch, 14. Mai 2025

Küchenrolle vs. Küchenhandtücher

Ein Plädoyer für Green Yoga

„Mir fehlen die Worte!“

Und das kommt nicht wirklich oft vor🤣

Vor einiger Zeit habe ich einen Online-Artikel gelesen, der mich echt sprachlos gemacht hat. Es ging um das ganz banale Thema der Küchenrolle – also die Papierrolle, die sich wohl in kleinen Mengen in jedem Haushalt für Küchen- oder sonstige Notfälle befindet. Zumindest habe ich das immer gemeint.

Tatsache ist aber, dass jährlich knapp 7 Milliarden Küchenrollen in Deutschland bzw. 18 kg Hygienepapier (Küchenpapier, Taschentücher und Klopapier) pro Person in Deutschland verbraucht werden (Quelle: Umweltbundesamt, 2022). Umgerechnet kann frau damit die Erde bis zu 2.100 mal umwickeln.

Das hat mich wie gesagt erstens sprachlos gemacht, zweitens dazu angeregt, das Thema mal aus yogischer Sicht zu betrachten und drittens über Alternativen nachzudenken.

Gedacht – getan!

Die wirkliche Alternative zur Küchenrolle ist für mich nur das Küchenhandtuch. Bei meinen Eltern zu Hause, hat selbstverständlich auch die Küchenrolle Einzug gehalten, aber meine Mutter liebt nach wie vor ihre Kuchenhandtücher und benutzte diese auch regelmäßig; und ich durfte die bügeln 😉. Wir sind durch unserer Erfahrungen geprägt, so dass ich das Küchenhandtuch ganz selbstverständlich in meinen Küchengebrauch mit übernommen habe. Wenn ich zwei Rollen Küchenpapier im Jahr verbrauche, dann ist das viel. 

Nun stellt sich natürlich die Frage, ob es einer Alternative bedarf und ob meine Wahl wirklich eine Alternative oder nur eine andere Variante ist.

Ich habe mal versucht beides miteinander zu vergleichen.

Küchenpapier vs. Küchenhandtuch – ein Vergleich

zwei Küchenrolle und zwei Gläser Wasser vor einer Küchenzeile

versus

ein Stapel karierter Leinengeschirrtücher

In der einen Ecke: die praktische Küchenrolle. In der anderen: das nachhaltige Küchenhandtuch. 

Beide haben ihre treuen Fans – aber wer hat wirklich die Nase vorn? 

Was hat Yoga damit zu tun?

Vermutlich fragst du dich jetzt gerade: „Was haben eigentlich eine Küchenrolle und ein Küchenhandtuch“ mit Yoga zu tun. Für meine Mattenpraxis benötige ich die nicht; außer eventuell zum Reinigen.“

Wie du ja vermutlich schon aus meinem Beitrag „Wer oder was ist eigentlich dieser Yoga?“ weißt, ist Yoga kein Sport, der nur auf der Matte praktiziert wird, sondern eine Lebensphilosophie – eine Lebenseinstellung. In der yogischen Welt gibt es etwas, dass sich Green Yoga nennt.

Green Yoga – mehr als ein Trend

In der Yogaphilosophie gehen wir davon aus, dass jede Handlung, jede Tat von jedem einzelnen Lebenwesen sowohl individuelle, als globale Konsequenzen hat. Im Green Yoga werden die uralten Weisheiten des Yoga aufgegriffen und mit heutigen ethischen und ökologischen Erfordernissen verbunden. Dabei ist diese Art von Yoga kein neuer Esoterik- oder Wellness-Trend, sondern eine in jeder Hinsicht alltagstaugliche ganzheitliche Lebenspraxis für jeden Menschen guten Willens.

Ein wesentlicher Aspekt im Yoga sind die fünf Regeln im Ungang mit anderen Menschen und mit der Welt, die sogenannten Yamas, und die fünf Regeln im Umgang mit uns selbst, die sogenannten Niyamas.

Im Kontext mit dem Umweltschutz spielt insbesondere das Yama „Asteya – Nicht-Stehlen“ eine wichtige Rolle. Wir stehlen der Erde jeden Tag etwas wertvolles, wenn wir mehr Ressourcen verbrauchen, als wir benötigen und auch wieder zurückgeben.

Und dabei verletzen wir uns, unsere Mitmenschen und auch wieder die Erde. Durch den permanenten Raubbau und die Monokulturen von Rohstoffen bringen wir das empfindliche Gleichgewicht durcheinander. Wir zerstören Lebensräume, wir nehmen Existenzgrundlage – wir verletzen ohne uns selber darüber Gedanken zu machen. Damit missachten wir eines der wichtigsten Yamas, und zwar „Ahimsa“ – die Gewaltlosigkeit, das Nicht-Verletzen.e

Jetzt aber erst einmal genug von der philosophischen Betrachtungsweise. Widmen wir uns doch mal ganz praktisch dem Thema und den Hintergründen.

Wie kam es eigentlich zu ...

... der Küchenrolle

Der Siegeszug der Papierküchentücher nahm 1907 in Philadelphia seinen Anfang. 

Zu der Zeit wütete in Philadelphia eine heftige Grippewelle. Ein örtlicher Lehrer kam auf die Idee, quadratische Stücke weicheren Heftpapiers auszuschneiden und an die Kinder zu verteilen. Sie sollten die Papierfetzen nur einmal benutzen, auf keinen Fall zweimal und schon gar nicht herumliegen lassen.

Arthur Scott hörte von dem Lehrer und seiner Idee zur Bekämpfung von Erkältungen an Schulen. Er war von der Idee so begeistert, dass er Papierreste aus der Toilettenpapier-Herstellung für die Einweg-Papiertücher verwenden könnte. Gesagt – getan. Herausgekommen sind 38 cm x 45 cm kleine Papiertücher, die unter dem Namen “Sani-Towels” mit dem Slogan “Zum einmaligen Gebrauch durch einen Benutzer“ verkauft wurden.

Der Erfinder William Corbin entwickelte dieses Papier zu dem heute verwendeten Tissue-Papier weiter und ging damit 1922 in Berlin, New Hampshire in Serie und die Massenproduktion.

Bei uns in Deutschland läuft dieses Tissue-Papier im Volksmund unter dem Namen Zewa und wurde erstmals 1960 in Mannheim-Waldhof produziert. Zewa steht übrigens für die Zellstofffabrik Waldhof.

Seit dieser Zeit ist die Küchenrolle aus den deutschen Haushalten nicht mehr wegzudenken und erfreut sich immer noch steigender Beliebtheit.

... dem Küchenhandtuch

Das Küchenhandtuch hat eine deutlich weniger profane Geschichte. Zunächst einmal war es ein sehr beliebtes Accessoire der englischen Oberschicht und hier ganz speziell der Damen des Hauses. 

Das aus weichem Leinen hergestellte Geschirrtuch wurde benutzt um das Teetablett auszukleiden, Verschüttetes aufzusaugen und die Teekanne warmzuhalten. Außerdem wurden diese Tücher zum Abdecken von Backwaren und zum Abtrocknen von wertvollem Porzellan verwendet. fun Fact am Randa: das haben übrigens die Damen des Hauses selbst gemacht, weil die Hände der Bediensteten dafür zu grob waren 😯

Mit den Leinen-Geschirrtüchern konnten die Damen der Gesellschaft auch ihre Fertigkeiten im Ziernähen unter Beweis stellen, indem sie sie mit Initialen, Blumen oder anderen Motiven bestickten, die zu ihrer restlichen Tischwäsche passten.  

Mit der industriellen Revolution und der Massenproduktion im 19. Jahrhundert wurden Geschirrtücher, vom auffälligen Zeichen von Luxus und Reichtum, zum Küchenhandtuch, einem alltäglichen Gebrauchsgegenstand.

Mit Beginn der Weltwirtschaftskrise hielten die Küchenhandtücher auch Einzug in die amerikanische Haushaltskultur, da pfiffige und sparsame Hausfrauen alte Mehlsäcke recycelten, bestickten und als Geschirrtücher verwendeten. 

Die Ökobilanz - das sagt die Umwelt ...

Die Ökobilanz eines Produktes ist eine Art Umweltprotokoll und analysiert die Umweltauswirkungen von seiner Produktion über die Nutzung bis hin zur Wiederverwertung und der Entsorgung. Diese Bilanz kann uns dabei unterstützen, neue nachhaltige Produkte zu schaffen, sowie wirtschaftliche und ökologische Aspekte miteinander zu kombinieren.

... zur Küchenrolle

Energieverbrauch

Die Produktion eines Kilogramms Küchenrolle aus Neuherstellung benötigt etwa 5 Kilowattstunden Energie und 100 Liter Wasser. Bei Verwendung von Recyclingpapier reduziert sich der Energieverbrauch deutlich auf etwa 3 Kilowattstunden und der Wasserverbrauch auf 15 Liter.

Rohstoffverbrauch

Die Produktion eines Kilogramms Küchenrolle aus Neuherstellung benötigt etwa 2,4 kg Holz. Bei Verwendung von Recyclingpapier reduziert sich der Holzbedarf deutlich, da für 1 kg neues Papier ca. 1,15 kg Altpapier benötigt werden. Übrigens: weltweit wird jeder zweite gefällte Baum für die Papierherstellung benötigt. DA wir Deutschen unseren Wald so lieben, holzen wir ihn nicht ab, sondern exportieren knapp 80% unseres Bedarfs und zwar vorrangig aus Schweden, Finnland, Russland und den USA. Die Ökobilanz des Transportes lassen wir mal außen vor.

Wiederverwertbarkeit

Eine Küchenrolle aus Papier kann definitiv nicht wiederverwendet werden und das war ja auch die ursprüngliche Idee. Wie heißt es so schön in der Werbung: wisch und weg!

Entsorgung

Benutztes Küchenpapier gehört in den Restmüll. Kleinere Mengen können auch mal in die Biotonne. Es darf aber auf keinen Fall in das Altpapier, da die kurzen Holzfasern nicht recycelt werden können und die Verschmutzungen, sowie die nassfeste Beschaffenheit den Recyclingprozess erschweren können. Die Papprolle (sofern denn noch vorhanden) hingegen gehört selbstverständlich ins Altpapier.

... zum Küchenhandtuch

Energieverbrauch

Die Produktion eines Küchenhandtuchs verbraucht vergleichsweise wenig Energie. Allerdings werden z.B. für 1 kg Baumwolle zwischen 10.000 und 20.000 Liter Wasser und 11,92 kWh Energie verbraucht. Für Bio-Baumwolle wird nur ca. 900 Liter Wasser und 4,8 kWh Energie pro 1 kg benötigt. Bei Leinen sieht es noch besser aus, weil Flachs eine sehr genügsame Pflanze mit einem ganz geringem Wasserbedarf ist.

Rohstoffverbrauch

Pro kg Küchenhandtuch wird 1 kg Rohstoff benötigt. Hier gibt es keinen weiteren Verbrauch. Baumwolle und Bio-Baumwolle wird vorrangig in China, Indien, Pakistan, den USA und Brasilien angebaut und muss daher auf alle Fälle importiert werden.
Flachs wiederum wird seit vielen Jahren schon direkt in Europa angebaut, zunehmend auch in Deutschland.

Wiederverwertbarkeit

Küchenhandtücher können bei guter Pflege unendlich häufig wiederverwendet werden. Ich habe zum Beispiel noch Geschirrtücher von meiner Großmutter und meiner Urgroßmutter. Natürlich werden auch die mal fadenscheinig und müssen ausgetauscht werden, aber die Lebensdauer ist wirklich sehr lang.

Entsorgung

Die langlebige Natur von Baumwolle und Leinen sorgt zudem für eine Reduzierung des Abfalls. Natürliche Fasern sind vollständig biologisch abbaubar, was bedeutet, dass die Stoffe am Ende ihrer Lebensdauer nicht wie synthetische Stoffe den Abfall belasten, sondern sich in natürliche Stoffe zersetzen.

Der Hygienefaktor ...

... der Küchenrolle

Der Hygienefaktor bei der Küchenrolle ist sehr hoch. Denn genau dafür sind sie ursprünglich mal entwickelt worden. Einmal benutzen und dann ab in den Müll. Keine Keime, keine Bakterien – Thema zu Ende. Es ist keine weitere Pflege der Küchenrolle erforderlich.

Gerade die Hygiene und die Vermeidung von Keimen und Bakterien war ja genau der Grund, warum das Küchentuch überhaupt entwickelt wurde.

... des Küchenhandtuchs

Bei den Küchenhandtüchern ist der Hygienefaktor erheblich geringer. Die gebrauchten Tücher müssen mindestens einmal pro Woche 60 Grad regelmäßig gewaschen werden um Keime abzutöten und eine hygienische Küchenumgebung zu gewährleisten. Bei häufigem Gebrauch oder wenn sie sichtbar verschmutzt sind, ist ein häufigerer Wechsel empfohlen, sogar täglich bei intensiver Nutzung. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt sogar, dass Leinentücher bei 95 Grad gewaschen werden sollten.

Wichtig ist außerdem, dass Küchenhandtücher nach der Wäsche gut getrocknet werden, bevor sie in den Schrank kommen. Auch das Bügeln der Tücher wird empfohlen. Nicht nur, dass geglättete Küchenhandtüchern in der Küche besser aussehen, das Bügeln entfernt zusätzlich noch die letzten Keime und Bakterien. 

Für mich ganz wichtig, da ich Bügeln sehr gerne mag: das Küchenhandtuch unterstützt mich bei meiner Bügelmeditation 🤣

Fünf Gründe für ...

... die Küchenrolle - die Einweg-Lgende

zwei Küchenrolle und zwei Gläser Wasser vor einer Küchenzeile
Bildquelle: envato-elements

Hygienisch

Einmal benutzt, ab in den Müll. Keine Keime, keine Diskussion

Saugstark

Ob Wasser, Öl oder Saft - alles schnell weggewischt

platzsparend

Eine Rolle reicht für viele Einsätze und nimmt kaum Platz ein

Sofort einsatzbereit

Kein Waschen, kein Trocknen, einfach abreißen und los

Multitalent

Ideal zum Auslegen, einfetten, Polieren & mehr

... das Küchenhandtuch - der Zero-Wast-Champion

Umweltfreundlich

Waschbar und wieder verwendbar = weniger Müll

Langfristig günstig

Einmal investiert, jahrelang genutzt

Stilfaktor

Von minimalistisch, bis verspielt - ein echter Hingucker

Multifunktional

Trocknen, Tragen, Abdecken - alles möglich!

Strapazierfähig

Macht auch bei der derben Küchenarbeit nicht schlapp

ein Stapel karierter Leinengeschirrtücher
Bildquelle:envato-elements

Sieger nach Punkten

Mein persönlicher Favorit ist und war schon immer das Küchenhandtuch. Es ist handlich, immer griffbereit, stylisch und das Wichtigste widerverwendbar und nachhaltig. Wobei ich zugebe, dass auch die Küchenrolle ihre starken Seiten hat und auch be mir in der Küche für Notfälle einen Platz hat. 

Hier jetzt noch mal die Zusammenfassung im Schnelldurchlauf:

Hygiene – klarer Punkt für die Küchenrolle?

Klar: Wenn was richtig eklig ist (hi, rohes Hühnerfleisch), dann greifst du lieber zum Wegwerfprodukt. Niemand will Salmonellen auf dem Handtuch.  Aber: Wer sauber trennt (z. B. extra Tuch für Hände, eins fürs Gemüse), kann mit Tüchern ebenfalls hygienisch unterwegs sein – ganz ohne Müll.

Nachhaltigkeit – das Revier des Küchenhandtuchs

Eine Küchenrolle ist nach einmal Wischen passé – und das summiert sich. Geschirrtücher kannst du hunderte Male waschen. Wenn sie fair produziert und aus Bio-Baumwolle sind, wird’s sogar richtig grün. Du willst’s noch bewusster? Dann nutze alte T-Shirts als DIY-Tücher.

Alltagstauglichkeit – der Team-Mix gewinnt

Real talk: Es gibt Momente, da ist Küchenpapier einfach unschlagbar. Aber im Alltag brauchst du keine neue Rolle für jeden Spritzer.
Die Kombi macht’s: Küchenrolle für die „Notfälle“, Tücher für den Rest.

Green Yoga in der Küche? Aber bitte!

Nachhaltigkeit endet nicht auf der Yogamatte. Sie fängt beim Kaffee, beim Abwasch, beim Wischen an. Das klingt banal – ist aber ein echter Mindfulness-Move. Wisch mit Absicht. Trockne mit Gefühl. Und nimm dir kurz Zeit zu spüren: Was passt gerade wirklich?

ChatGPT:

Fazit: Du brauchst kein Entweder-Oder

Wenn du mit beiden Produkten bewusst umgehst, bist du schon auf einem richtig guten Weg.
Green Yoga heißt auch: im Alltag achtsam wählen – nicht dogmatisch, sondern echt.


👉 Was nutzt du lieber – Küchenrolle oder Geschirrtuch? Schreib’s mir in die Kommentare!

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