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Dieser Beitrag ist Teil der Blogparade “Was Dessous für mich bedeuten.” von Anne Hausmann 👉 Hier geht’s zur Blogparade 2025 – mach gerne mit!
Dessous sind nicht einfach nur hübsche Wäsche – sie erzählen viel über unser Selbstbild. In den letzten Jahren habe ich meinen Körper, mein Selbstwertgefühl und meine Wäscheschublade gründlich hinterfragt. Dieser Text ist eine Einladung, dir selbst wieder näherzukommen – vielleicht beginnt das mit einem BH, der dich zum Lächeln bringt.
Wie Dessous zum Spiegel meines persönlichen Wertes werden
Die Wäscheschublade
Seit Wochen herrscht Chaos – nicht nur in mir, sondern auch ganz konkret in meiner Wäscheschublade. Alles fliegt durcheinander, kein System, keine Struktur. Direkt darunter: die Socken und Strumpfhosen. Darüber die Pullover. Penibel nach Farben sortiert. Klar.
Doch in der Mitte? Morgens wird schnell hinein gegriffen, einmal durchwühlt, ein Schlüpfer, ein BH – Hauptsache, irgendwas passt. Und ehrlich gesagt: Vieles passt gerade eh nicht mehr. In den letzten drei Jahren habe ich kontinuierlich zugenommen. Die schönen Dessous aus meiner schlanken Zeit liegen wie stille Zeugen im hinteren Eck und warten darauf, irgendwann wieder im Licht einer neuen Schlankheit aufzublühen.
Und für meine jetzige Figur? Da investiere ich kein Geld in schöne Wäsche. Wozu auch? Sie wäre ja sowieso nur Übergangslösung – bald bin ich ja wieder schlank, oder? Und sehen tut sie ja auch niemand. Also warum soll ich dann etwas nichts Neues kaufen.
Zudem ist Dessous-Shopping in dieser Phase eher eine Strafe: grelles Licht in der Umkleide, gnadenloser Spiegel und mein unfreundlicher Blick auf die Pölsterchen.
Dann kam der Aufruf zur Blogparade. Und irgendwie traf er mich mitten ins Herz.
Die Frage stellte sich mir plötzlich glasklar:
Warum lege ich so wenig Wert auf schöne Wäsche – und was bin ich mir selbst eigentlich wert?
Zwischen Baumwolle und Spitzen-BH
Was Deutschlands Frauen wirklich tragen“
“Dessous” sind eine Unterkategorie von “Der Wäsche” unter der Kleidung. Sie sind angeblich das schönste Mode Accessoire einer Frau und runden ein Outfit einfach perfekt ab!
So wie ich das erst einmal ganz prakmatisch sehe, gibt’s im Wäschemarkt grob fünf Kategorien:
Thermowäsche (superwarm), Funktionswäsche (sportlich), Unterwäsche (klassisch), Dessous (sexy) und Reizwäsche (eindeutig zweideutig).
Wären wir hier in Statistik unterwegs, könnten wir wahrscheinlich eine schöne Normalverteilung malen – mit dem bequemen Klassiker als Spitzenwert. Denn die deutsche Frau (allein dieser Begriff!) gilt in Sachen Wäsche eher als das entspannte Casual-Girl: bequem, praktisch, gern Baumwolle oder Mikrofaser, farblich irgendwo zwischen Weiß, Schwarz und Nude.
Quelle: Stylebook.de und de.statista.com





Die Hülle und ich: Mein Körper zwischen Rollen und Realität
Der kleine Ausflug in die Zahlenwelt hat mir geholfen, meine Gedanken zu sortieren.
Für mich muss Wäsche vor allem eins sein: alltagstauglich. Unsichtbar, bequem, pflegeleicht – eben unkompliziert. So wie ich oft selbst: da, funktionierend, ohne großes Tamtam.
Mein Verhältnis zu meinem Körper war nie wirklich entspannt. Schon als Kind war ich eher rundlich, größer als andere, unsportlich. Ich habe mich selten in meinem Körper zu Hause gefühlt. Er war eine Hülle – mehr nicht. Eine Verbindung zwischen innen und außen? Gab’s kaum.
Die Hülle wurde gepflegt, ja – aber eben für den äußeren Eindruck. Oberbekleidung war meine Tarnung. Kleidung, um in Rollen zu passen: die pflichtbewusste Beamtin, die loyale Freundin, die brave Tochter. Was darunter war, spielte keine Rolle. Sah ja eh keiner.
Sixpack-Zeiten und Spitzen-Dessous – war ich da glücklicher?
Vor etwa zehn Jahren kam eine Phase, in der ich das ändern wollte. Ich machte viel Sport, achtete penibel auf Ernährung – und hatte plötzlich den Körper, von dem ich immer geträumt hatte. Mit Bauchmuskeln, Definition, dem ganzen Paket. In dieser Zeit liebte ich es, Dessous zu kaufen. Teuer, edel, sexy. Ich fühlte mich begehrt. Endlich war ich stolz auf meine Hülle. Wurde gesehen – begerenswert für Männer, beneidenswert für Frauen.
Aber war ich auch glücklicher? Vielleicht oberflächlich. Die Verbindung zwischen innen und außen blieb trotzdem brüchig. Selbst der Yoga, mit dem ich damals begann, war mehr Workout als Weg nach innen. Mein Schein als Sein.
Zwischen Größen und Gefühlen
Die Wäschefrage als Selbstwert-Test
Mit meinem Körper bin ich noch immer nicht ganz im Reinen. Ich wünsche mir oft die Silhouette zurück, die ich vor zehn Jahren hatte. Aber – ganz ehrlich – mein Körper spielt da gerade nicht mit. Die Wechseljahre, die Trägheit meines inneren Schweinehundes, sinkende Motivation und schwankende Energie: All das macht es mir schwer, den alten Zustand einfach „zurückzuholen“.
Ich habe das Gefühl, in einer Übergangsphase zu stecken. Eine, in der viele Dinge gleichzeitig passieren – nur leider wenig Raum für schöne Wäsche bleibt. In meinem Kopf: Erst die Pflicht, dann das Vergnügen. Und nähen? Keine Chance. Zwei rechte Hände und ein Geduldsfaden wie ein Wimpernhaar.
Aber weißt du was? Gerade in dieser Phase schenke ich meinem Inneren bewusst mehr Aufmerksamkeit. Ich frage mich: Was bin ich mir selbst wert – unabhängig von Kleidergröße oder Kontostand? Und dadurch wird Lingerie plötzlich zu mehr als nur Stoff.
Sie wird zum Gradmesser meines eigenen Wertes. Denn Unterwäsche ist nie nur praktisch. Sie erzählt – oft ganz leise – eine Geschichte. Wähle ich etwas, das mir guttut, weil ich mich schön fühlen will? Oder greife ich einfach zu dem, was da ist – weil ich mir gerade nicht mehr erlaube.
Der stille Dialog vorm Spiegel: Was Lingerie über mich verrät
Beim Lingerie-Kauf führen wir oft ein Gespräch – nicht mit der Verkäuferin, sondern mit uns selbst: „Steht mir das?“, „Bin ich das wert?“, „Für wen eigentlich?“ Und vielleicht lautet die ehrlichste Antwort: Für mich. Weil ich es verdiene, mich zu spüren, zu feiern – und ja, auch an einem Mittwoch zwischen Yoga und Steuerkram.
Selbst Online-Shopping fühlt sich in dieser Situation manchmal wie ein kleiner Berg an: Erst die Auswahl aus einem riesigen Angebot – was passt überhaupt zu mir, meinem Körper, meinem Stil? Zum Glück zeigen viele Marken inzwischen echte Körper und echtes Leben – das hilft. Und dann kommt der Moment der Wahrheit: das Auspacken, das Anprobieren. Oft schnell zwischen Tür und Angel. Dabei wäre gerade hier so viel Raum für ein liebevolles Ritual: ein ruhiger Moment, ein Tee, ein tiefer Atemzug – und die Einladung an mich selbst: Wie möchte ich mich heute fühlen?
Wert ist kein Bonus – sondern ein Anfang
Lange war Unterwäsche für mich eine Art Belohnung – verbunden mit Bedingungen, die ich mir selbst gestellt habe: „Wenn ich wieder abgenommen habe …“, „Wenn ich mich endlich mehr liebe …“, „Wenn da jemand Besonderes ist, für den es sich lohnt …“
Aber: Warum eigentlich nicht jetzt schon? Wert ist kein Bonus, den man sich erarbeiten muss. Wert ist etwas, das man sich selbst zusprechen darf. Jeden Tag. Ganz unabhängig von Zahl, Zahl oder Zuneigung von außen.
Und manchmal beginnt dieser Weg zu mir selbst ganz unspektakulär – mit einem BH, der gut sitzt. Der sich auf der Haut gut anfühlt. Und der mir ein leises, aber echtes Lächeln ins Gesicht zaubert. Vielleicht bringt er mich sogar ein kleines Stück näher zu mir – meinem Körper, meiner Seele, meiner Selbstwahrnehmung.
Denn: Lingerie als Gradmesser meines Wertes heißt nicht, dass sexy gleich wertvoll ist. Es heißt: Je bewusster ich wähle, desto mehr bin ich bei mir. Ob Baumwolle oder Spitze, Nude oder Knallrot – es geht nicht darum, wem ich gefalle, sondern dass ich mich anerkenne. Dass ich mir selbst etwas Gutes tue.
Vielleicht ist schöne Wäsche einfach ein stilles, kraftvolles Statement: ✨ „Ich bin wertvoll – einfach, weil ich ich bin.“
Von innen stark – meine persönliche Selflove-Liste
Ganz ohne ihn geht’s nicht – mein kleiner Schwenk zum Yoga. Ich praktiziere nun seit über zehn Jahren, aber erst in den letzten Jahren lerne ich wirklich, präsent zu sein. Nicht nur im Moment, sondern auch in meinem Körper. Und immer wieder höre ich den Satz
Glaube nicht alles, was du denkst!
Haemin Sunim
Wie oft habe ich meinen Wert an Bedingungen geknüpft. An Gewicht, Leistung, Bestätigung. Aber während ich diesen Text schrieb, während ich ehrlich hingefühlt habe, wurde mir klar: “Ich darf – nein, ich muss – mir selbst mehr Wert einräumen.”
Und das hier sind meine 5 ganz persönlichen Gründe dafür:
Selbstwert ist die Basis für gesunde Entscheidungen
Wenn ich mich selbst achte, treffe ich Entscheidungen, die mir guttun. Ich sage klarer Nein, wenn’s zu viel wird. Und ich wähle bewusster, was mir Energie schenkt – statt nur zu funktionieren.
Mein innerer Wert schützt mich vor äußeren Meinungen
Wenn ich mich selbst ernst nehme, brauche ich keine äußere Bestätigung mehr. Kritik trifft mich weniger, Likes verlieren an Bedeutung – weil ich in mir verankert bin.
Selbstwert lässt mich wachsen – von innen heraus
Wenn ich mich selbst wichtig nehme, investiere ich liebevoll in mein Wachstum. Nicht, weil ich „besser“ werden muss – sondern weil ich mich als etwas Kostbares betrachte, das sich entfalten darf.
Ich behandle mich selbst mit mehr Fürsorge
Wenn ich meinen Wert erkenne, schenke ich mir selbst mehr Aufmerksamkeit. Ich sorge für Pausen, für gute Grenzen, für kleine Alltagsrituale. Es geht nicht um Perfektion – sondern um liebevolle Präsenz.
Mein Selbstwert strahlt aus – auf alles, was ich tue
Als Yogalehrerin, Freundin, Partnerin, Unternehmerin: Wenn ich mich selbst achte, zeigt sich das in meiner Ausstrahlung. Ich werde klarer, echter, weicher – und genau das kommt bei anderen an.
Was bleibt – und was ich mir mitgeben möchte
Bin ich in all dem schon angekommen? Nein. Aber ich bin unterwegs. Und vielleicht beginnt der nächste Schritt genau hier – mit einem kleinen Stück Stoff, das mich daran erinnert, wie wertvoll ich bin. Vielleicht wird Lingerie für mich zu einem täglichen, stillen Ritual. Ein Moment, um mir zu sagen: „Ich ehre mich. Ich bin mir selbst wichtig. Ich verdiene es, mich schön zu fühlen – unabhängig von Alter, Gewicht oder gesellschaftlicher Meinung.“
Ob ich künftig wieder Geld für hochwertige Wäsche ausgebe oder weiterhin nur im Sale kaufe – das weiß ich noch nicht.
Aber eines ist sicher: Die Wäscheschublade wird ausgemistet. Und mein Selbstbild gleich mit.
Die Wäscheschublade wird ausgemistet. Und mein Selbstbild gleich mit.
Wie sieht’s bei dir in der Wäscheschublade aus – und in deinem Selbstbild? Teile deine Gedanken gern in den Kommentaren oder erzähl mir, was Lingerie für dich bedeutet. Und wenn du diesen Beitrag inspirierend fandest, leite ihn gern an eine Freundin weiter, die sich selbst auch mal wieder ein liebevolles „Ich bin es mir wert“ schenken darf. 💌

Namasté
Deine Stefanie
2 comments
Liebe Stefanie,
du hast mich motiviert, einen Artikel über Dessous zu schreiben, und natürlich war ich neugierig auf deinen! Oh, was hast du für eine großartige Schreibe; wie schön, dass ich das und damit dich entdecken darf, ich hatte Tränchen in den Augen beim Lesen, ehrlich! Du schreibst ungemein tief, reflektiert, witzig, selbstkritisch und dabei selbstbejahend, ich bin begeistert!
Vielen Dank für dieses wunderbare Leseerlebnis. Ich will auf jeden Fall mehr von dir sehen und freue mich drauf, deinen Blog zu durchstöbern.
Allerliebste Grüße
Silke
Liebe Silke,
du hast mir mit deinem Kommentar so sehr das Herz gewärmt – danke dir von Herzen! 🩷
Dass mein Beitrag dich berührt hat (inklusive Tränchen – wow!), freut mich mehr, als Worte sagen können. Und wie wunderbar, dass ich dich zu deinem Dessous-Artikel motivieren konnte. Den hatte ich mir vor meinem durchgelesen und gedacht “Wow, wie entspannt kann frau mit Dessous umgehen” 🤗
Dein Feedback ist wie ein kleiner Glitzerregen aus Selbstliebe, und ich fühl mich gerade sehr gesehen. Danke dafür!
Ich freu mich riesig, wenn wir uns am Freitag wieder beim Co-Blogging treffen.
Allerliebste Grüße zurück
Stefanie ✨